New York ist tatsächlich passiert. Punkt. Mehr gibt es zum November eigentlich nicht zu sagen und viele von Euch haben ja bei Instagram miterlebt, wie dieser Läufertraum nach meinen Erfahrungen von 2017 nun ein zweites Mal Wirklichkeit geworden ist.
Doch es war eine lange, erschöpfende Geschichte, überhaupt dort anzukommen. Denn angefangen hat alles mit dem Veteranenmarathon 2019, durch den ich mich über eine Strava Challenge für einen Startplatz in NYC für 20202 qualifizierte. Dieser wurde bekanntlich verschoben und so durfte man sich in eine „Verschiebelotterie“ einreihen, wo man ausgelost bekam, ob man seinen Wunsch nach einer Verschiebung nach 2021, 22 oder 23 erfüllt bekommen würde. Auch diese Hürde nahm ich, da ich unbedingt beim 50ten Jubiläum des New York Marathon in diesem Jahr laufen wollte. Covid, Reisebeschränkungen… – lange sah es so aus, als wenn es auch in diesem Jahr nichts mit New York werden würde. Dann die Bestätigung: Der New York City Marathon 2021 findet statt. Dann: Der Travel-Ban für Europäer fällt im November. Es sah also gut aus für meinen Abflug am 2. November.
Und dann stand ich am Tag vor dem Paris-Marathon unter dem Eiffelturm und flippe belanglos durch Instagram und stoße dabei auf die Neuigkeiten. Die Einreisebeschränkungen in die USA fallen am 8. November. Ein Tag nach dem New York Marathon. Also doch noch auf der Zielgeraden rausgeflogen?
Zum Glück bekam ich den Tipp, es mit einem NIE (National Interest Exception) zu probieren und machte mich am nächsten Tag, gleich nach dem Paris Marathon daran, einen Antrag bei der US-Botschaft zu stellen. Und yes we can! We can run NYC.
Nachdem nun die Theorie absolviert war, folgte die Praxis und erst jetzt merkte ich, wie sehr ich aus der „ich flieg mal eben in die Staaten“ Routine heraus war. Im Dezember 2019 war meine letzte große Reise – was packt man nur ein?
In den Tagen vor dem Abflug war ich dann auch wirklich nur noch ein Nervenbündel. Hatte ich wirklich alle Papiere, Zertifikate und Tests? Zum Glück entschied ich mich für den Vorabend-Check-In, um im Notfall eine zweite Chance zum Einchecken zu bekommen, falls doch irgendein Zettel fehlen würde. Doch mit einem Ticket in der Hand und mit dem großen Gepäck schon in der Obhut der Airline, fuhr ich dann beruhigt nach Hause und konnte mich endlich etwas entspannen. Es sah gut aus!
Einen letzten Herzinfarkt-Moment gab es dann bei der Einreise. Der Mitarbeiter an der Immigration bat mich freundlich, die Glastür hinter mir zu schließen und ihm in einen Nebenraum zu folgen. Echt jetzt? Fast angekommen und jetzt das? Zum Glück wurden anscheinend alle Europäer, die mit einem NIE einreisten noch einmal zusätzlich überprüft und so endete dieser Schockmoment nach ein paar Minuten, als meine Füße den Asphalt von New York berührten. Das ist der Weg, so soll es sein!
New York hatte sich verändert und man konnte der Stadt die Corona-Wunden irgendwie ansehen. Selbst auf den großen Hauptstraßen gab es noch verlassene Ladengeschäfte und ich hatte den Eindruck deutlich mehr Arme, Süchtige und Obdachlose auf den Straßen zu sehen. Wer konnte, hatte während der Pandemie die Stadt verlassen, denn mit mehr als 1 Million Erkrankten und fast 35.000 Toten hatte es New York heftig erwischt im ersten Corona-Jahr.
Aber man sah eben auch, wie das alte New York zurückkehrte und wieder aufblühte. Es waren zwar immer noch deutlich weniger Touristen in der Stadt, aber das ungezwungene Lebensgefühl war auch trotz Masken und Abstandsgeboten beflügelnd. Also nutzte ich die ersten Tage, um liebgewonnene Highlights zu besuchen und auch ein wenig zu shoppen.
Denn nicht nur die NYRR hatten die offizielle Marathon-Kollektion von New Balance im Angebot, sondern auch adidas und Nike hatten eigene New York-Editionen am Start – Tracksmith sogar wieder mit einem eigenen Pop-Up Store zum New York Marathon. Und auch bei Peloton schaute ich mal vorbei. Das neue große Peloton Studio New York, wo die meisten Kurse aufgezeichnet werden, war ja leider nicht für Besucher geöffnet. Mein Plan, den 800sten Ride im Studio in New York zu fahren, wird also auf einen anderen Milestone verschoben. Aber zumindest im Peloton Store an der Madison Avenue schaute ich vorbei und konnte mich auch dort mit der limitierten New York Kollektion eindecken. Wundert Euch also nicht, wenn auf jedem Kleidungsstück, daß ich in den nächsten Wochen tragen werde, irgendwo „New York“ draufseht. Ich bin wohl etwas eskaliert.
Aber natürlich wurde auch gelaufen. Allein, um den Jetlag zu vertreiben und die Morgenstimmung am Hudson River aufzusaugen. Oder mit Carsten vom ZDF, der gerade eine Reportage in New York drehte und den ich schon aus der Berliner Laufszene kannte. Und auch mit der Deutschland-Crew, die mit dem Reiseveranstalter InterAir nach New York gekommen war, drehte ich ein paar Runden durch den Central Park.
Wie ein „Gruß aus der Marathon-Küche“ war dann der Dash to the Finish Line 5k, der traditionelle Warm-Up Run am Tag vor dem Marathon. Bei glasklarer Morgenluft und strahlender Novembersonne flitzten wir zum ersten Mal durch die glitzernden Glasfassaden von Manhattan. Jetzt bloss nicht durchdehen, am Tag vor dem Marathon!
Und dann war es wirklich soweit. Es war noch mehr Nacht als Morgen, als der Wecker klingelte und ich mich auf dem Weg zu Fähre machte. Und auch, wenn ich es schon einmal erlebt hatte – es geht einfach nichts über diesen Anblick, wenn man an der beleuchteten Freiheitsstatue vorbeifährt und dann hinter einem langsam die Sonne über New York aufgeht. In diesem Jahr war ich auch zeitlich auf Nummer sicher gegangen und hatte daher etwas mehr Zeit im Startgelände und im Startblock. Der Überraschungseffekt ist ein wenig verblasst, wenn man das beeindruckende Startszenario schon kennt, aber Gänsehaut bekommt man trotzdem noch, wenn man mit tausenden über die Startlinie geht, von Hubschaubern begleitet, die neben einem und über einem über der Brücke schweben.
Das Rennen selbst bestätigte meine Eindrücke von 2017 und auch in meinem ganz frischen Vergleich von Berlin, Paris und New York muss man einfach wieder anerkennen, daß New York der beste Marathon der Welt ist. Vielleicht nicht das Streckenprofil, aber die Stimmung an der Strecke ist einfach eine andere Dimension.
Auch wenn ich versuchte, die erste Hälfte ruhig zu laufen und das Lächeln im Gesicht zu behalten, war es wohl nicht ruhig genug und die First Avenue zog mir dann bei Kilometer 30 so langsam den Stecker. Also weiter im bekannten Stop und Go Verfahren und unter einem letzten Reservenherausquetschungsmoment den finalen Hügel hinauf zur Ziellinie im Central Park. Die dicke, goldene Scheibe war mein!
Und bevor ich meinen Zielbeutel geschnappt hatte, stolperte ich auch schon in Carsten, der auch gerade angekommen war und seine Eindrücke voller Emotionen in die ZDF-Kamera hineinschickte. Ich war nicht weniger Glücklich, auch wenn ich mir einen leichteren Zieleinlauf mit einer anderen Zeit gewünscht hätte, aber hey! – ich hatte gerade das magische Zeitfenster in der Corona-Pandemie erwischt, in der scheinbar alles möglich war, und drei große Marathons in sechs Wochen gefinisht mit dem 50. New York Marathon als Sahnehäubchen.
Mit etwas Abstand betrachtet, gehört es sicherlich nicht zu den cleversten Dingen, die man als Läufer machen kann und es ist auch schon fast ein wenig respektlos den Marathons gegenüber. Denn diese sollten lieber ikonisch, einzeln und mit voller Konzentration gelaufen und dann auch einzeln in Ruhe körperlich und emotional verdaut werden. Absichtlich würde ich so ein Programm also nur im Ausnahmefall legen – beim jetzigen Triple konnte man ja nicht ahnen, daß wirklich alle drei meiner Pandemie-Marathons tatsächlich stattfinden würden. Und einen davon abzusagen, brachte ich auch nicht übers Herz.
In Gewisser Weise war ich also froh, die Serie beendet zu haben und endlich wieder etwas planloser Laufen und es etwas ruhiger angegen lassen zu können. Denn mitten in der Serie war nur strukturiertes Training möglich, keine Zeit um neue Schuhe richtig auszuprobieren oder das Risiko einzugehen, daß man damit aus dem Trainingsflow kommt. Aber auch einfach mal so, spontan an einem Peloton Ride teilzunehmen, war nicht möglich während des kompletten Fokus auf die drei Marathons.
Und zurück in Berlin warteten auch schon Berge von Arbeit und liegengebliebenen Themen. Der Jahresendspurt hat begonnen und viele wollen noch schnell Dinge erledigt bekommen und das Jahr mit einem tollen Ergebnis abschließen. Gerade rund um den Black Friday und Cyber Monday brannte förmlich die Luft und es war 24/7 zu tun. Fast wäre ich schwach geworden bei einer Apple Watch, denn die gab es mehr als 20% günstiger und damit fast schon ein Schnäppchen. Aber eigentlich gibt es an meiner zwei Jahre alten Garmin Fenix 6 nichts auszusetzen – warum also wechseln.
Neben der Arbeit hatte ich aber auch richtig Freude daran, mal wieder mehr Zeit mit meinem Peloton Trainingszentrum Zuhause verbringen zu können. Bei „Sundays with Love“ feierte ich dann also meinen 800sten Ride im heimischen Sattel vom Peloton Bike und bin auch auf dem Weg zum 200sten Lauf auf dem Peloton Tread. Und überhaupt dreht auch Peloton gerade wieder richtig durch und es vergeht kaum ein Tag ohne neue Nachrichten von Peloton.
Natürlich gab es zunächst enttäuschende Geschäftszahlen und einen Absturz des Börsenhöhenfluges – als wenn wirklich jemand geglaubt hätte, daß diese Wachstumszahlen durch den Corona-Turbo für immer weitergehen. Vielleicht hat ja der ein oder andere nochmal Aktien nachgekauft, denn inzwischen stehen die Zeichen ja doch wieder auf einen Winter mit Heimfitness und nicht im Gym. Und Peloton ist meiner Meinung nach auf dem Weg, daß Betriebssstem für Connected Fitness zu werden, also daß was iOS für Smartphones ist oder Windows für PCs – nur eben für digitale Home Fitness. Und das da noch jede Menge Fantasie möglich ist, zeigt der gerade begonnene Beta Test für das Peloton Videospiel und auch die Ankündigung für das neue Peloton Guide Fitnesssystem.
Mit Meditationskursen auf deutsch, der Pause-Taste und drei neuen Trainern in Deutschland legt Peloton aber auch bei den Inhalten nochmal deutlich nach. Ich fühle mich jedenfalls bereit, für alles, was dieser Winter noch so bringen mag.
Und apropos Winter. Auch wenn ich nicht hundertpozentig fit war, habe ich es endlich mal geschafft, beim HeatBerlin24 mitzulaufen und mitzuhelfen, daß auch die Armen besser durch die kalten Nächte kommen. Gerade nachdem ich läuferisch durch die Welt getingelt und viel Geld in meine Laufleidenschaft investiert habe, war es mir wichtig auch mal etwas an die Menschen vor Ort zurückzugeben. Stolze 56.000€ sind an Spenden für die Berliner Kältehilfe zusammengekommen!
Und ob es Karma ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen, aber nachdem ich im Oktober noch pessimistisch in Richtung meiner Fortsetzung der Six Majors geblickt habe, kann ich nun ein paar Wochen später stolz verkünden, daß ich mich für den Boston Marathon qualifiziert habe. Aus dem ruhigen Winter wird also nichts, denn ich starte bald mit dem Training für meinen 5ten Stern bei den World Marathon Majors.
Um so weniger schmerzen da die neuerlich eingehenden Absagen von Laufveranstaltungen, bei dem es mich mit dem Plänterwaldlauf erwischt hat, bei dem ich im Dezember noch einen Halbmarathon laufen wollte und auch für den Silvesterlauf habe ich schon so meine Befürchtungen. Aber mit Boston habe ich ja ein Ziel vor den Augen, für das es sich lohnt, bald wieder Vollgas im Training zu geben.
Und bis es wieder richtig losgeht, widme ich mich den ganzen offenen Themen und bastele unter anderem an einem richtigen Home Office. Mein Schreibtisch soll also demnächst in einen eigenen Raum wandern, damit ich mich im bevorstehenden Home Office Winter noch etwas besser konzentrieren und Arbeit und Privatleben auch räumlich besser trennen kann. Bei Instagram zeige ich Euch dann bald, wie es aussieht, den aktuell ist gerade erst die Trockenbauwand fertig, die mein Bürozimmer erschaffen hat.
Und während die Farbe trocknet, blogge ich dann eben noch ein bisschen von neuen Laufschuhen und anderen Dingen und mache mich bereit für ein paar neue Themen für die Winterzeit. Denn ich wollte, gerade in Vorbereitung auf den Treppenmarathon, mal mit etwas Physiotherapie für die Waden und Achillessehen beginnen. Auch das Rudertraining interessiert mich gerade wieder mehr und ich habe meine Indian Clubbells wieder herausgekramt, um mal an meiner Schultermobilität zu arbeiten.
Wenn es die pandemische Lage zulässt, verkrümele ich mich vielleicht auch nochmal ein paar Tage ins Amazonia im Tropical Islands. Schnell mal etwas brandenburger Südseeenspannung tanken.
Und ansonsten läuft der Countdown für den Trainingseinstieg für den Boston-Marathon und wenn alles gut geht, sehen wir uns beim Silvesterlauf! Habt eine schöne Weihnachtszeit!
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Hier findest Du übrigens auch die Beiträge zu den Monatsrückblicken vom Mai, Juni, Juli, August, September und Oktober und auch den Jahresrückblick 2020!
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