Schon seit mehreren Jahren bin ich als Intensivtäter im Bereich Laufen unterwegs und nehme bei meinem Laufkalender so ziemlich jeden großen Event in Berlin und Umland mit. So sind in diesem Jahr auch schon wieder über 1.000 Laufkilometer zusammengekommen und 2.000 werden es wohl noch bis die Silvesterraketen steigen. Auch wenn die Wettkampfzeiten sich nach unzähligen 10 Kilometer-Rennen, Halbmarathons und Marathons immer noch recht kontinuierlich verbessern, kehrt eine gewisse Monotonie in meine Laufleidenschaft ein. Daher bin ich immer wieder für neue Laufformate, wie den Wings for Life World Run dankbar und habe mich Anfang des Jahres entschieden auch einmal den ersten Triathlon in Angriff zu nehmen.
Da der Termin im Juni recht günstig zwischen meinem Frühjahrsmarathon in Wien und dem Berlin-Marathon im Herbst lag, habe ich mich für den Berlin-Triathlon entschieden, um mich dort an das Thema Triathlon heranzutasten. Radfahren macht mir auch riesigen Spaß, obwohl es in meinem normalen Trainingsalltag zu kurz kommt und Laufen kann ich nach dem sechsten erfolgreichen Marathon anscheinend auch – das größte Hindernis stellte also wie bei vielen anderen auch, das Schwimmen dar. Trotzdem habe ich mich für die olympische Distanz angemeldet, weil mir der Aufwand mit dem ganzen Equipment (Neopren, Laufsachen, Rennrad etc.) für eine Kurzdistanz einfach zu groß war. Außerdem bin ich bei meinen Marathonläufen auch mehr als drei Stunden mit hoher Belastung unterwegs – warum sollte das also bei wechselnden Disziplinen ein großes Problem werden.
Berlin-Triathlon Schwimmtraining
Olympische Distanz beim Triathlon bedeuten 1500m Schwimmen, 40km Radfahren und 10km Laufen. Da ich mir um das Laufen eigentlich keine Sorgen machen brauchte, war also vor allem Schwimmen und Radfahren im Fokus für meinen Trainingsplan für den Triathlon. Und so habe ich mich am 3. Januar, also einen Tag nach meiner Anmeldung beim Triathlon, ziemlich verängstigt ins Schwimmbad gewagt und ausprobiert, ob ich 1500m schwimmen kann. Erstaunlicher Weise haben die 30 Bahnen Brustschwimmen auch ganz gut funktioniert, so daß ich recht beruhigt war. Überlebend aus dem Wasser zu kommen war also möglich – vielleicht als Letzter und mit Nackenstarre, aber dafür gibt’s ja das Training.
Meine Recherchen nach einem professionellen Schwimmtechniktraining haben leider ergeben, daß bei meinem Begabungsgrad und dem Wien-Marathon für den ich gleichzeitig trainierte, ein erlernen einer vernünftigen Kraultechnik nicht in mein Zeitbudget gepasst hätte. Also habe ich mich relativ schnell darauf fokussiert, meine Brusttechnik weiter zu verfeinern – dazu gab es auch einige gute Videos bei Youtube. Insgesamt habe ich aber auch nur 8 Trainingseinheiten im Schwimmen absolviert, wobei die letzten beiden Einheiten dann schon im offenen Wasser waren. Die Hoffnung nicht als einziger Brustschwimmer am Start zu sein und als Bummelletzter aus dem Wasser zu kommen, war einfach groß – aber gleichzeitig war genau das mein größter Horror.
Berlin-Triathlon Ausrüstung: Neoprenanzug, Einteiler, Fahrrad
Wichtig beim Schwimmen war auch das Thema Neopren. Da mir völlig die Erfahrung fehlte, wie warm wohl das Wasser im Juni sein würde und ob man mit oder ohne Neopren schwimmen würde, habe ich mich also erstmal für alle Eventualitäten ausgerüstet. Wie bei dem meisten Sportequipment kann man auch bei Neoprenanzügen ein Vermögen ausgeben. Da ich für meinen ersten Triathlon nicht komplett abdrehen wollte – es hätte schließlich der erste und letzte Triathlon meines Lebens werden können, habe ich es zunächst mit einem günstigen Modell von eBay probiert und den Neoprenanzug zurückgeschickt, da er nicht richtig gepasst hat und schlecht verarbeitet war mit ziemlich hässlichen Klebestellen an den Nähten. Dafür habe ich knapp 100€ hingelegt. Nachdem ich meine Pläne zum Upgrade in Richtung der 200-300€ Preiskategorie verworfen habe, habe ich mich letztlich für einen günstigen Seac Shorty Neo, also einen Anzug mit kurzen Armen und kurzen Beinen entschieden, der mich nur ein Taschengeld gekostet hat. Lange Anzüge sind grundsätzlich besser, da sie natürlich besser wärmen, aber auch einen besseren Auftrieb geben und damit das Schwimmen erleichtern. Außerdem sollte man den Rat vieler Triathleten beherzigen und einen Anzug kaufen, der am Rücken geöffnet wird – was ich Sparfuchs natürlich nicht gemacht habe.
Bei meinen beiden Schwimmeinheiten mit dem Neoprenanzug im offenen Wasser stellte sich nämlich beim anschließenden Ausziehtest heraus, daß man diese vorn geöffneten Anzüge deutlich schlechter und langsamer wechseln kann, als die mit dem hinten liegenden Reißverschluss. Bei diesen Modellen befindet sich übrigens eine längere Schnur am Reißverschluss, so daß man den hinten liegenden Verschluss trotz vom Schwimmen erlahmter Arme gut öffnen und dann den Anzug nach vorn über Arme und Schultern ausziehen kann. Bei meinem Modell ging zwar das Öffnen des Reißverschlusses super, aber dafür war es eher Glückssache ob man den Anzug ausgezogen bekommt oder nicht. Neben diesen Tipps sollte man beim Kauf auf die Materialstärke achten, da laut DTU bzw. Veranstalter nur bestimmte Neos erlaubt sind, damit kein Vorteil wegen übermäßigem Auftrieb entsteht. Am besten wendet man sich doch an einen Fachhändler, die übrigens teilweise auch Neos verleihen – das kostet dann rund 20% des Neupreises.
Als weitere Ausrüstung ist ein Triathlon-Einteiler hilfreich, den man dann über die gesamte Distanz trägt – übrigens auch zum Schwimmen und auch unter dem Neoprenanzug, damit anschließend die Wechsel schneller sind. Teilweise wechseln die Athleten gerade bei längeren Distanzen dann nach dem Radfahren auf normale Laufbekleidung, aber ich war sehr mit meinem CEP Anzug zufrieden. Diese Anzüge sind relativ vergleichbar mit einem Rennrad-Einteiler nur das hier die Polster am Gesäß weniger voluminös sind und damit beim Laufen nicht scheuern und sich beim Schwimmen nicht so vollsaugen können. Vorn lässt sich der Anzug dann mit einem Reißverschluss weit öffnen, wenn es beim Laufen oder Radfahren zu warm wird. Am Rücken ist dann wie bei einem Radtrikot eine Tasche für Gels oder Riegel. Wie gesagt, war ich mit meinem CEP Anzug super zufrieden, denn er saß wie angegossen und hat für jede der drei Disziplinen super funktioniert. Ich hatte zur Sicherheit ein Laufshirt und eine Laufhose dabei, die ich aber nicht brauchte.
Eine Besonderheit des Berlin-Triathlon ist, daß dort beim Radfahren das Windschattenfahren erlaubt ist. Das bedeutet gleichzeitig das eher mit klassischen Rennrädern gefahren wird und Triathlonräder mit Scheibenrädern nicht eingesetzt werden oder dann nur mit regulären Laufrädern ausgerüstet sind. Hier sollte man unbedingt auf die Wettkampfordnung der DTU oder des Veranstalters achten, da ich leider auch mitbekommen habe, wie einige Räder abgelehnt wurden und dann nicht für den Wettkampf verwendet werden durften. Während des Wettkampfes waren aber auch viele Teilnehmer mit Mountainbikes oder Trekkingrädern unterwegs, auch wenn man es damit natürlich deutlich schwerer hat. Ich hatte auch kurz mit dem Gedanken gespielt, mir ein Triathlonrad zuzulegen – für meinen Erstling war mein Cannondale CAAD Rennrad aber ideal.
Berlin-Triathlon Radtraining
Wetterbedingt hatte ich mein Radtraining auch erst so richtig im Mai begonnen. Davor gab es nur ein paar vereinzelte Einheiten auf meinem Spinning Bike, aber beim Radfahren brauche ich einfach den Wind um die Nase und ein paar Hügel zum erklimmen. Bevor ich für die kommende Saison in einen Rollentrainer investiere, würde ich also eher zu ein paar Winterlaufrädern mit stärkerem Profil und warmer Regen-Radkleidung greifen. Insgesamt habe ich beim Radtraining auch nur knapp 200km zurückgelegt. Was sich im Training als günstig erwiesen hat, ist mein Arbeitsweg von etwa 35km, den ich zwei mal am Tag absolvieren muss. Da die Strecke von Potsdam nach Berlin gut ausgebaut ist und teils parallel der Autobahn über eine Straße durch den Wald führt, kann man also ziemlich stressfrei vom Auto auf das Rennrad umsteigen und hat dann mit 2 mal 35km an einem Tag auch ein ordentliches Training in den Beinen. Auch vom Zeitfaktor war das eine praktische Option für mich, denn ich brauche mit dem Auto etwa eine Stunde durch den morgendlichen Verkehr. Mit dem Rad brauche ich für die Strecke etwa 90 Minuten – ich muss also nur zusätzliche 30 Minuten pro Strecke für das Training investieren.
Berlin-Triathlon Lauftraining
Als ambitionierter Läufer habe ich nicht spezifisch für den Berlin-Triathlon trainiert, sondern meine regulären Laufeinheiten in Vorbereitung für den Wien-Marathon genutzt und auch in den Wochen kurz vor dem Berlin-Triathlon diverse Wettkämpfe über 10km bis zu 25km beim Big25 Berlin absolviert und hatte es im Jahr 2016 bereits auf knapp 1.000 Laufkilometer gebracht. Meine größten Sorgen galten daher dem Schwimmen und Radfahren auf das ich mich zumindest rudimentär vorbereitet habe. Rein konditionell bin ich aber als Marathonläufer quasi jederzeit in der Lage, Belastungen von zwei oder drei Stunden Dauer ohne zusätzliches Training abzuliefern. Daher empfehle ich meine Vorbereitung nicht für Anfänger, die sonst nicht viel Erfahrung mit Ausdauersport haben.
Berlin-Triathlon Wettkampfvorbereitung
Gerade die letzten Tage und Stunden vor dem ersten Triathlon, haben mir ziemlich viel Kopfzerbrechen bereitet. Nach unzähligen Laufwettkämpfen, sitzt jeder Handgriff, ich weiß welche Gels und Riegel ich einpacken muss und bin inzwischen selbst vor Marathons ziemlich entspannt. Beim Berlin-Triathlon war dieses Gefühl dann wieder da – hast Du an alles gedacht? Was ist noch wichtig? Anders als bei Läufen sind Triathlons eine ziemliche Materialschlacht. Und gerade für meinen ersten Triathlon wollte ich auch Notfalloptionen parat haben, falls etwas schiefläuft. Daher hier mal meine…
Packliste für den Berlin-Triathlon
– Sporttasche für die Wechselzone (manche verwenden auch eine Klappkiste aus dem Supermarkt)
– Startnummer und Startnummernband (damit man die Startnummer nach dem Schwimmen schnell anlegen kann und sie schnell nach hinten beim Radfahren und vorn beim Laufen drehen kann)
– Sicherheitsnadeln (um die Startnummer bombenfest anzubringen)
– Auffälliges Handtuch um es auf den Boden in der Wechselzone zu legen und seine Sachen draufzulegen. Um so auffälliger um so schneller findet man seinen Platz in der Wechselzone
– Handtuch zum Abtrocknen
– CEP Triathlon-Einteiler
– Socken für Laufen und Radfahren
– Badekappe fürs Schwimmen (Wird meist vom Veranstalter gestellt)
– Speedo Schwimmbrille
– ggf. Badeschlappen um zum Startpunkt des Schwimmens zu kommen
– Seac Shorty Neoprenanzug
– Rennrad (DTU Richtlinien und Wettkampfbedingungen beachten)
– Giro Radhelm
– Uvex Radbrille
– Sidi Radschuhe (falls Ihr Klickpedalen habt)
– Startnummernaufkleber für das Rad (am besten schon gut sichtbar links am Rahmen anbringen)
– Luftpumpe
– Trinkflasche gefüllt fürs Radfahren
– ggf. Wechselschlauch
– New Balance Laufschuhe
– ggf. Laufhose und Laufshirt, wenn Ihr nicht im Einteiler laufen wollt
– ggf. Mütze und Sonnenbrille fürs Laufen bei starker Sonne
– TomTom Sportuhr / Radcomputer
– Zeitchip
– Gels & Riegel
– Trinken für vor dem Start und in der Wechselzone
Berlin-Triathlon Wettkampf
Der Berlin-Triathlon hat sich in den letzten Jahren zwar immer weiter vergrößert und ist damit auch professioneller von der Organisation geworden, konnte sich aber das familiäre Flair beibehalten können. Damit ist der Berlin-Triathlon gerade für Triathlon-Einsteiger geeignet, weil man sich mehr Zeit für die Newbies nimmt und auch das Teilnehmerfeld nicht nur aus Profis und übermotivierten Amateuren besteht, sondern auch viele Hobbysportler am Start sind, die sowohl körperlich als auch vom Equipment nicht in der ersten Liga spielen.
Der eigentliche Berlin-Triathlon beginnt mit der Anreise und dem einchecken des Rades und der Einrichtung des eigenen Platzes in der Wechselzone. Beim einchecken muss man den Helm geschlossen auf dem Kopf tragen und die Startnummer am Rad befestigt haben. Dann wird von den Wettkampfrichtern das Rad geprüft, ob es den DTU- bzw. Veranstalterrichtlinien entspricht und man kann nach erfolgreicher Prüfung die Wechselzone betreten. Hat man seinen Platz mit der entsprechenden Startnummer gefunden, hängt man dort sein Rad ein und baut seine Wechselzone auf. Besonders wenn die Räder in der Sonne stehen, sollte man mit dem Luftdruck der Reifen vorsichtig sein, denn es kommt leider öfters zu Reifenplatzern, wenn man zu aggressiv aufpumpt und sich dann die Luft im Reifen ausdehnt, wenn die Sonne auf der Wechselzone steht. Wenn das vorkam wurde es freundlicher Weise vom Veranstalter über Lautsprecher durchgesagt, aber wer hat schon Lust auf einen Reifenwechsel kurz vor dem Wettkampf oder sogar währenddessen.
Die zwei beliebtesten Varianten für die Einrichtung der Wechselzone sind die Variante Kiste und die Variante Sporttasche. Bei der Kistenvariante nimmt man einfach eine Klappkiste aus dem Supermarkt oder eine Kiste ähnlich der Briefkisten der Post und stellt sie neben sein Rad in die Wechselzone. Der Vorteil der Kistenvariante ist, daß man in dieser Kiste alles Equipment, Getränke, Riegel etc. ordentlich vorsortieren kann und dann entsprechend schnell beim Wechsel findet. Einfach ein Handtuch drüber und fertig. Ich hatte mich für die andere Option entschieden, bei der man ein möglichst auffälliges Handtuch auf den Boden neben das Rad legt und darauf seine Dinge sortiert, jeweils für jede Disziplin. Also Laufschuhe, Laufsocken, Laufverpflegung zusammen, alles fürs Radfahren etc. pp. Zusätzlich kam dann die Sporttasche mit den Wechselsachen und Notoptionen (separate Laufbekleidung) mit auf das Handtuch – oben noch ein Handtuch als Schutz vor der Sonne drüber und fertig.
Der Fahrradhelm wird an den Lenker gehängt mit der Radbrille darin und der Startnummerngurt kommt auch an den Lenker, damit man schnell aufs Rad kommt.
Als Teilnehmer kann man die Wechselzone jederzeit betreten, es wird aber auf die Startnummern geachtet und auch auf das Chiparmband, daß man sich bei der Ankunft auf dem Wettkampfgelände abholt. Gerade wenn man nach dem Wettkampf mit dem Rad aus der Wechselzone will, wird genau verglichen, damit dort nichts verschwindet.
Als erstes habe ich mich dann für das Schwimmen vorbereitet. Leider hatten viele Leute die Strecke zugeparkt, so daß sich wegen des Abschleppens die Starts um eine Stunde verzögerten. Die Spannung zu halten in dieser Zeit war eine Herausforderung, aber das gute Gefühl der anderen Teilnehmer war ansteckend und so konnte ich ein wenig chillen und die Atmosphäre genießen, ohne selbst zu sehr in einen Schlafmodus zu kommen. Außerdem blieb noch genügend Zeit, sich die Ausfahrt, Einfahrt zur Radstrecke, zur Wechselzone und zur Laufstrecke anzusehen, damit man dann im Wettkampf nicht falsch abbiegt. Ich war in die zweite Startwelle für die olympische Distanz eingeteilt worden, wie alle Neulinge und war ganz beruhigt als ich mitbekam, daß ich nicht der einzige Brustschwimmer sein würde. Nach einer Einweisung der Rennleitung, bei der noch einmal erklärt wurde, wo und wie man Schwimmen, Radfahren und Laufen sollte, ging es dann auch an den Start für meine Horrordisziplin. Wobei ich trotzdem recht entspannt war, denn ich war ja gekommen, um Triathlon-Erfahrungen zu sammeln und herauszufinden ob das eine spannende neue Wettkampfform für mich ist, und nicht um Rekorde aufzustellen. Und das ich durchkommen würde, war relativ sicher.
Witziger Weise wurde von der Wettkampfleitung ein Neoprenverbot aufgestellt, da das Wasser warm genug sei – das ganze Drama um meinen Neoprenanzug war also umsonst – aber ich war auch froh mich nicht in der Wechselzone mit dem Herauspopeln meines Körpers aus dem Anzug quälen zu müssen.
Beim Start reihte ich mich mit etwas Sicherheitsabstand ganz hinten ein, da ich erwartet hatte, daß die Kraulschwimmer schnell davonziehen würden und wie man hört, sägen die Krauler auch alles und jeden gnadenlos um, der sich im Weg befindet. Wenn man also nicht sadistisch veranlagt ist, hat man nur die Optionen vorn schnell wegzuschwimmen oder außen oder hinten Platz zu suchen. Ich hatte mich für hinten entschieden, weil außen auch eine längere Strecke bedeutet. Meine Sorgen wegen des Brustschwimmens waren auch schnell verflogen, denn wie sich herausstellte war ich mit meiner guten Brusttechnik immer noch schneller als die meisten, die nur mit einer mittelprächtigen Kraultechnik aufwarten konnten und so kam ich im zweiten Drittel des Feldes aus dem Wasser und hatte doch eine ganze Reihe von Schwimmern abgezockt. Kurz vor dem Ziel wollte ich einen kleinen Endspurt in Kraultechnik hinlegen und bekam aber sofort in beiden Waden einen Krampf – keine gute Idee also. Zum Glück war ich schnell wieder fit und konnte mit meiner Brusttechnik ins Schwimmziel, wo freundliche Helfer beim Aussteigen aus dem Wasser unterstützen. Gerade bei Kraultechnik kommt es immer wieder dazu das die Athleten nach dem Aussteigen aus dem Wasser umkippen, da das Gleichgewichtsgefühl beim Schwimmen etwas in Mitleidenschaft gezogen wird. Mit einer Schwimmzeit von 38:44 min war ich also eigentlich ganz zufrieden. Der Schnellste meiner Altersklasse war zwar schon nach 26:20 mit dem Schwimmen fertig, aber ich beginne ja gerade erst meine Triathlon-Karriere.
Mit dem tollen Gefühl, die schwierigste Distanz gut überstanden zu haben, ging es dann in die Wechselzone. Schnell etwas trinken, Socken an, Schuhe an, Helm, Startnummer, Brille, Riegel und Gels, Rad schnappen und raus aus der Wechselzone. Hört sich schnell an, aber ich habe mir doch ein wenig Zeit gelassen, da ich nichts vergessen wollte, worüber ich mich dann 40 Kilometer ärgere. Die ersten Kilometer auf dem Rad habe ich dann erst einmal ruhiger angehen gelassen und etwas getrunken und einen Riegel gegessen. Danach habe ich mich dann in den Wettkampf eintauchen lassen und hatte unglaublich viel Spaß, weil die Dynamik in den Gruppen so hoch ist und durch die vielen Kurven und Antritte auf der Strecke immer wieder gute Optionen für Angriffe vorhanden waren. Und so hängte ich mich teils in einige Gruppen ein, oder versuchte die Gruppen abzuschütteln und die Zeit des Radrennens verging fast wie im Flug. Auch die leichten Regenschauer und Gewitter in der Nähe, waren mit egal. Es war warm genug und ich hatte richtig Bock auf Rennen. Auf der letzten Runde habe ich dann noch einmal ein Gel als Vorbereitung auf die Laufeinheit reingedrückt und leider erst etwas zu spät das Tempo herausgenommen, was ich dann gleich beim Laufen merken sollte. Mit einer Radzeit von 1:17:01 und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 33,1km/h war ich auch mit dem Radfahren sehr zufrieden, obwohl ich persönlich hier das größte Potential für eine Verbesserung sehe.
Also wieder rein in die Wechselzone und raus aus den Radschuhen, Helm ab, Brille ab, Trinken, Laufschuhe an, Riegel, Gel und ab auf die Laufstrecke. Voller Selbstvertrauen ging ich auf die Strecke – was sollte mir Laufprofi jetzt noch passieren? Doch ich merkte schnell, daß die Beine vom Schwimmen und Radfahren schon ziemlich ausgelutscht waren und auch ein beliebter Newbie-Klassiker stellte sich ein. Nach dem Radfahren hat man nämlich ein deutlich verschobenes Geschwingkeitsgefühl – Ihr kennt das wenn man von der Autobahn abfährt und das Gefühl hat 50km ist wie stehenbleiben. Ohne es zu merken war ich also mit einem Tempo losgelaufen, daß sich normal anfühlte – nur das das eine Pace war, die ich normaler Weise in einem schnellen 10km-Lauf ansetze – ohne das ich vorher geschwommen und radgefahren bin. Also hieß es Tempo rausnehmen und beißen. Jeder Kilometer war harte Arbeit und ich war ziemlich ernüchtert, was meine Erwartungen hinsichtlich meiner läuferischen Fähigkeiten am Ende eines Triathlons. Es fühlte sich doch mehr an, wie Kilometer 30 in einem Marathon, als ich gedacht hatte. Mit einer Zeit von 0:52:34 war ich für den Wettkampf eigentlich ganz ok unterwegs, aber wenn man sonst 10km-Zeiten knapp über 40 Minuten auf den Asphalt bringt, ist eine Zeit über 50 Minuten schon gewöhnungsbedürftig.
Aber auch das Laufen war irgendwann vorbei und mit den letzten Reserven sprintete ich durchs Ziel meines ersten Triathlons, um mich den Glücksgefühlen hinzugeben und der Erkenntnis, daß ich jetzt trifiziert bin – also infiziert mit dem Triathlon-Virus. Belohnt wurde ich auch mit einer schicken, kleinen Medaille und Platz 44 in meiner Altersklasse, den man beim Berlin-Triathlon für eine Gesamtzeit von 2:48:19 bekommt.
Danach ging es zurück in die Wechselzone zum Zusammenpacken und endlich konnte ich meine Sportuhr auch komplett abschalten, die mich zum ersten Mal enttäuscht hat. Ich bin eigentlich mit der TomTom Multisport wegen der Kompaktheit, Design und dem Display sehr zufrieden und man kann damit verschiedene Sportarten super erfassen. Allerdings lässt sich kein Triathlon damit durchgängig messen, wie bei anderen Sportuhren. Ich musste also am Ende einer Disziplin immer daran denken, die Uhr abzuschalten und eine neue Messung für die nächste Disziplin zu beginnen. Deswegen habe ich in Strava jetzt auch keinen Triathlon, sondern einmal Schwimmen, einmal Radfahren und einmal Laufen. Vielleicht steige ich hier ja auf eine andere Uhr um.
Zusammenfassend gesagt, war mein erster Triathlon für mich trotz einer überschaubaren Vorbereitung ein voller Erfolg und meine Leidenschaft ist entfacht. Ob ich in meinem Leben derzeit dem Training so viel Zeit einräumen kann, daß es für einen Ironman reicht, sehe ich eher kritisch, aber in der olympischen Distanz weiter dranzubleiben, steht auf meiner Agenda. Wann startet gleich die Anmeldung für den Berlin-Triathlon 2017? Und habt Ihr noch Tipps, wie ich mich verbessern kann und welche Wettkämpfe man mal mitgemacht haben muss?
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