Ich laufe jetzt schon seit mehreren Jahren intensiv und bin bei der Vielzahl an Läufen, Trainingsmöglichkeiten und dem Equipment, daß inzwischen in jeder Preislage einfach zu bekommen ist, doch nur der Nutznießer der Errungenschaften einiger Laufverückter, die diese Grundlagen teils hart erkämpfen musste. Die filmische Dokumentation FREE TO RUN hat mich wirklich sehr berührt und einige legendäre Orte noch höher auf meinen ewigen Laufkalender gerückt.
FREE TO RUN ist mehr als nur eine Homage an den Laufsport. Der Film regt zur Diskussion über die individuelle Freiheit, den Platz von Frauen in unserer Gesellschaft und das Verhältnis des Individuums zur Masse an.
Als Dokumentation mit bewegenden Archivaufnahmen der beginnenden 70-er Revolte und zahlreichen Interviews mit WegbereiterInnen und PionierInnen des Laufsports, wie Kathrine Switzer und Steve Prefontaine, zeigt FREE TO RUN die „Freiheit zu Laufen“ im Kontext einer Zeit des Aufbruchs, in der strikt tradierte Gesellschaftsnormen in Frage gestellt und durchbrochen wurden.
Der Laufsport wird im Rahmen dieses Films zum Spiegel gesellschaftlicher Entwicklung stilisiert und verdeutlicht, was heute, in einer Generation, in der sich jährlich Millionen von Menschen auf der ganzen Welt an regionalen, nationalen und internationalen Laufwettbewerben messen, undenkbar scheint: noch vor knapp 40 Jahren war Laufen eine belächelte Randsportart! Jogger und Läufer wurden als „Freaks“ bezeichnet und Langstreckenlauf war eine ausschließlich Männern vorbehaltene Sportart.
Erst nach und nach entwickelte der, sich damals noch in seinen Geburtswehen befindliche, Laufsport zum Medium persönlicher Freiheits- und Individualisierungswünsche, welche sich gleichzeitig in der rechtlichen Gleichstellung von Männern und Frauen zu realisieren begannen. Besonders fesselnd zeigt FREE TO RUN in diesem Zusammenhang historische Momente, wie beispielsweise die tätliche Attacke eines Rennveranstalters gegen Kathrine Switzer, die als einzige Frau 1967 – in einem Jahr, in dem Laufwettbewerbe für Frauen noch verboten waren – versucht, am Boston-Marathon teilzunehmen.
FREE TO RUN setzt der Zeitchronik des Laufsports sowie den revolutionär einflussreichsten Sportlern und Aktivisten ein eindrucksvolles Denkmal, welches den, mittlerweile zum Massenphänomen generierten, Laufsport als Medium gesellschaftlicher und sozialer Themen symbolisiert. Während die idealistischen Ursprünge des Laufens als rebellischer Akt heutzutage überholt sind, rücken Themen wie Gesundheit und Schönheit als Zentralbotschaft in die mediale Verbreitung des Laufsports für jedermann – und jede Frau.
Nach der im Jahr 2008 mehrfach ausgezeichneten Filmdokumentation „TOGO“ schließt Pierre Morath hier mit einem fesselnd aufschlussreichen Film von knapp 99 Minuten über den Sieg um die Freiheit des Laufsports an diesen Erfolg an.
Wenngleich FREE TO RUN sich stark auf die regionale Herkunft des Regisseurs konzentriert und die globale Entwicklung der Lauf-Freiheit in anderen Ländern und Kontinenten eher vernachlässigt, verlangt dieser Film, vor allem für Fans des Laufsports, das Prädikat: Extrem Sehenswert.
Seit März 2016 ist der Film in ausgewählten Kinos mit Interviews und Archivszenen von Sportlegenden und Vorkämpfern des Laufsports wie Bobbi Gibb, Kathrine Switzer, Noel Tamini, Fred Lebow, Phil Knight, Steve Prefontaine und Franck Shorter zu sehen.
Aber auch wer es nicht in die Kinos kommt, kann sich FREE TO RUN im Download über verschiedene Plattformen nach Hause holen. Den FREE TO RUN Download gibt es unter anderem bei Amazon Prime und auch bei iTunes.
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