Bergliebe und Asphaltmonotonie haben sich klammheimlich in meinen Läuferalltag geschlichen. Nach dem ersten Alleingang zum Trailrunning in die Dolomiten im letzten Jahr, ging die Reise herunter von den flachen Asphaltstrecken noch deutlicher voran. Mit dem Rennsteigmarathon wagte ich mich zum ersten Mal in ein unbefestigtes Rennen und beim Trainingscamp in Brixen gab es dann eine weitere Gebirgslaufepisode mit den Profis Dani Jung und Philipp Reiter. Mit dem ersten Trailbloggercamp stand Anfang Juli nun ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum mehrtägigen TransalpineRun RUN2 im Kalender, der mein Trailrunningjahr vorerst krönen soll.
Christian, Sebastian und ich hatten die führenden Köpfe aus der Laufbloggerszene und von Instagram zusammengetrommelt, die es nicht nur in den Beinen haben, sondern auch humoristische Schwergewichte sind. Sich den Berg hochzulachen hat zwar nicht überzeugend funktioniert, aber dafür war es Abends um so lustiger.
Also hatten sich am Freitag morgen die Berliner Sven, Lars, Chris und meine Potsdamer Wenigkeit mit gekonnten Tetrismoves samt Gepäck in das Sternemobil einsortiert und donnerten in Richtung Zillertal. In München sammelten wir dann Sebastian ein, der auf der Hinterbank für Begeisterung sorgte. Im nächsten Jahr müssen wir also entweder größere Autos nehmen oder kleinere Blogger.
Aber es war ja nicht mehr weit und Christian hatte mit Patrick auch schon einen Vorsprung herausgefahren – also anschnallen, linke Spur und ab nach Mayrhofen!
Das Ziel war der Start
In Mayrhofen wartete schon das Team vom Elisabeth Hotel auf uns und nach dem Beziehen der großzügigen Zimmer, starteten wir mit einem Kick-Off in das erste Trailbloggercamp. Das erste Highlight waren dabei die üppigen Goodie-Bags, denn wir hatten von unseren Partnern eine ganze Reihe von Neuheiten zum ausprobieren bekommen, von denen ich viele auch in einzelnen Beiträgen vorstellen werde.
Aber an dieser Stelle geht ein riesiger Dank für die Unterstützung an ON, die uns mit Outfits und den Cloudventure bzw. Cloudventure Peak Trailrunning-Schuhen ausgestattet haben, an Oakley für die genialen, federleichten Laufbrillen, an Source Outdoor für die Trinkblasen und Trinkrucksäcke, Sennheiser für die Kopfhörer, LUMA Active für die Lauflampen, SKINS für das Laufoutfit und nicht zuletzt an das Zillertal. Damit wir noch bessere Bilder vom Trailbloggercamp machen können, hatten wir außerdem von DJI noch Oslo Gimbles und eine Drone bekommen.
Nachtlauf entlang der Ziller
Nach dem Kick-Off ging es dann auch schon los mit dem Programm. Bei lockeren Gesprächen an der Bar lernten wir uns gegenseitig kennen und wechselten nach ein paar Getränken auch von der Bar zum Abendessen, wo wir dann zusammen mit den regionalen Profis Markus Kröll und Andreas Eder unsere Touren für die nächsten Tage planten. Außerdem hatten wir ein wirklich interessantes Gespräch mit Andreas Lackner vom Tourismusverband Mayrhofen, über smarte Vermietungsstrategien und das Revival des Wanderns und Outdoor-Sports, für die sich immer mehr Großstädter begeistern, die eine Auszeit vom digital durchoptimierten Alltag suchen, aber trotzdem einen gewissen touristischen und planerischen Komfort für den Bergaufenthalt wünschen. Aber vielleicht schreib ich Euch ja bald noch einmal mehr dazu – mich haben die innovativen Ansätze jedenfalls überrascht.
Gerade pünktlich zum Sonnenuntergang stieß dann Ruben Elstner zum Trailboggercamp dazu, der gerade in der Schweiz für eine Fotostrecke mit Philipp Flieger unterwegs war, und nun also unseren verrückten Haufen von Trailbloggern fotografieren sollte.
Also ab zum Umziehen, LUMA’s an und raus zur ersten Runde. Die anderen Hotelgäste staunten nicht schlecht, als wir nach 22.00 Uhr in kompletter Laufmontour in der Lobby aufkreuzten. Aber nach der langen Autofahrt war ein kleiner Shakeout-Run genau das Richtige, um die Beine noch einmal zu lockern und um sich ein wenig an die Bergluft zu gewöhnen. Und so liefen wir, immer am Fluß entlang durch die Nacht und probierten dabei die LUMA Active Lauflampen aus und liefen uns ein wenig in den neuen ON Laufschuhen ein.
Nach unserem Nachtlauf waren wir dann aber auch endgültig bereit für einen sofortigen Tiefschlaf – denn auch der Samstag sollte keine Kuscheltour werden, sondern eine größere Erkundung der Zillertaler Bergwelt.
Eintausendfünfhundert Meter Laufspaß
Nach einem kräftigen Frühstück ging es dann also am Samstag, mit Markus Kröll an der Spitze, hinein in sein läuferisches Terrain. Und schon der erste Streckenabschnitt ließ mich Flachlandläufer wieder an meinen läuferischen Fähigkeiten zweifeln.
Wir starteten auf einem Streckenabschnitt, auf dem auch der Red Bull Almauftrieb den Brandberg hinaufführt. Bei mehr als 600 Metern Höhenunterschied allein auf den ersten 6 Kilometern war ich froh, daß ich meine Trailrunning-Stöcke dabei hatte und mich auch über die Arme unterstützend den Berg hochdrücken konnte. Weiter oben angekommen passierten wir einen wirklich traumhaften Waldabschnitt, der mit seinen knorrigen Wurzelwegen fast schon wie aus einem Märchenfilm wirkte.
Und als wir dann in Richtung der Alm kamen, drückte sich die Sonne aus den Wolken hervor und wir bekamen einmalige Eindrücke von saftigem Grün, kristallklaren erfrischenden Bergflüssen und einen Rundblick auf die Gegend. Beim Kolmhaus angekommen hatten wir dann schon über 1.200 Höhenmeter in den Beinen, ein trockenes Shirt und eine riesige Cola, Radler und weitere Köstlichkeiten sorgten aber sofort für frische Energie. Und so ging es nach einer kräftigenden Rindersuppe weiter auf unserer Runde durch die Zillertaler Berge rund um Mayrhofen.
Allmählich näherten wir uns dann auch wieder bewohntem Gebiet an und bekamen am nächsten Rasthaus noch eine spezielle Stärkung. Der Wirt wartete nämlich schon mit einem Tablett voller Meisterwurz auf uns und nachdem ich ja beim Rennsteiglauf schon meine Erfahrungen mit Schwarzbier beim Marathon gemacht hatte, gab es nun also einen Schnaps beim Trailrunning. Interessanter Weise war dieser kleine Meisterwurz aber wirklich angenehm, denn der Alkohol entspannte die schon leicht brennenden Oberschenkel oder ließ zumindest das Brennen verschwinden, so daß wir das Tempo beim Bergablauf noch einmal hochnehmen konnten. Trotzdem waren wir alle froh, als wir nach 3,5 Stunden wieder das Elisabeth Hotel erreichten und erst einmal ein Entspannungsbier, eine Dusche und eine Stärkung zu uns nehmen konnten.
Nach einer Verschnaufpause wechselten wir aber noch einmal unsere Laufsachen und machten uns bereit für eine zweite, diesmal aber deutlich kürzere und flachere Verdauungsrunde. Bei Wellness, Sauna oder einem kleinen Nickerchen sammelten dann alle Kraft für das Abendprogramm und den nächsten Tag.
Traniningsphilosphie mit Andreas Eder
Ein schönes Highlight war am Samstag Abend dann der Vortrag von Andreas Eder. Der Physiotherapeut und Coach betreute bereits die Biathlon- und Langlauf-Nationalmannschaft des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) und hat neben Profis auch ambitionierte Amateure im Trainingsprogramm.
Gerade für mich kamen wieder viele wichtige Erkenntnisse aus dem Seminar heraus, die mir entweder Denkanstoß oder Bestätigung waren. Gerade unter Hobbyathleten und insbesondere bei den Instagrammern und Bloggern, ist das Thema des Übertrainings immer wieder zu beachten. Die Ausdauereinheiten werden mit viel zu hohem Tempo gelaufen, Regenerationszeiten nicht eingehalten, weil man ja jeden Tag etwas posten möchte und die anderen ja auch so viel trainieren – und schon sind sie da – die Ermüdungsbrüche, Probleme mit der Achillessehne, Schienenbeinkanten, Leiste und andere Klassiker.
Gerade hier habe ich mich ertappt gefühlt, weil ich häufig auch zu schnell in den GA1 und GA2 Läufen unterwegs bin. Mit einer Leistungsdiagnostik will ich jetzt aber auch endlich einmal meine ganz genauen Schwellen ermitteln lassen, damit ich noch genauer trainieren kann, ohne die gewünschten Trainingsbereiche zu verlassen.
Außerdem werde ich mir einen Leistungsmesser besorgen, mit dem man die Trainingsleistung auch in Watt messen und somit die Trainingsbelastung besser steuern kann.
Neben der grundsätzlichen Trainingsphilosophie, Trainingsarten und deren Zusammenspiel, waren aber auch Blackroll, Massagen, Ernährung und Muskeltraining Themen des Vortrages. Wahrscheinlich hätten wir noch stundenlang quatschen können, aber der Hunger war nach dem umfangreichen Tagesprogramm dann doch stärker als die Neugier.
Sunday is Runday!
Das gilt natürlich ganz besonders beim Trailbloggercamp. Also ab zum Frühstück und rein in die Laufsachen, denn wir wollten doch noch den Filzenkogl mit seinen 2.227 Höhenmetern über dem Meeresspiegel erobern. Und der Ausblick hat sich wirklich gelohnt. Gern wären wir noch weiter über den schmalen Grat aufgestiegen, aber die Zeit ermahnte zur Umkehr. Wenigstens gab es zum Abschied noch ein Küsschen von der Bergziege, bevor es dann zurück über die Trails in Richtung Hotel ging.
Im Hotel ruhten wir uns noch ein wenig im Wellnessbereich aus und donnerten dann wieder zurück in Richtung Berlin und Potsdam, mit unendlich vielen schönen Eindrücken im Gepäck und Muskelkater in den Beinen und in der Lachmuskulatur. Es war einfach unglaublich, wie gut diese Truppe gepasst hat und wie viel Spaß wir trotz des harten Laufprogramms hatten.
Jedenfalls ziehen sich beim Gedanken an das Trailbloggercamp wohl noch immer die Mundwinkel nach oben und vielleicht sehen wir uns ja alle beim Trailbloggercamp 2019 wieder. Dann wollen wir aber auch ein paar neue Blogger mitnehmen und unsere skandalöse Frauenquote aufpolieren. Sorry, Ladies!
Anlässe für ein neues Trailbloggercamp gibt es auf jeden Fall genug, denn in Mayrhofen findet im nächsten Jahr auch zum ersten Mal der ULTRAKS statt. Was für ein Zufall!
:-)