Meine Trailrunning-Ambitionen begannen ja schon im letzten Jahr, als ich mich zum ersten mal in die „richtigen Berge“ wagte und ein paar wunderbare Tage beim Trailrunning im Pulstertal verbrachte, wo dann auch meine ersten Einträge für die Trailrunning-Schuh Testliste entstanden sind. Und in diesem Jahr wagte ich mich beim Rennsteiglauf auch das erste Mal für die Marathondistanz herunter von den flachen Asphaltstrecken, die sonst mein Wettkampfmetier sind.
Das größte Highlight und auch die erste richtig große Trailherausforderung wird aber der Transalpine Run RUN2, den ich zusammen mit dem Laufblogger Culli meistern werde. Beim GORE-TEX Transalpine Run RUN2 werden die erste und zweite Etappe des Transalpine Run absolviert. Das heißt, die 100 RUN2 Teams meistern insgesamt 71,3 Kilometer und 4.094 Höhenmeter im Aufstieg während der zwei Tage.
Zur Einstimmung hatte GORE-TEX zum Trainingscamp nach Brixen eingeladen – für mich ein extrem wichtiger Reality-Check bevor ich so richtig ins Training einstieg. Denn als Flachlandläufer – der Berlin-Marathon hat gerade mal 50 Höhenmeter auf 42km – brauchte ich dringend ein besseres Gefühl, wo die Schwachpunkte liegen, und wo man bei Material und Lauftechnik noch nachbessern muss.
Also ging es mit dem Flieger nach München, wo ich mit Culli, Jonas von Outville und seinem Bruder mit dem Mietwagen weiter nach Brixen donnerte. In Brixen wartete dann schon das GORE-Team und die anderen Teilnehmer auf uns und wir starteten mit dem Briefing für das Campprogramm und der Ausgabe des Testmaterials.
GORE-TEX hatte nämlich ein paar absolute Neuheiten für uns direkt von der Outdoor-Messe mitgebracht, die wir beim Trainingscamp testen konnten. Das absolute Highlight war die GORE Shakedry Jacke, die mit knapp 100 Gramm ein absolutes Fliegengewicht ist und trotzdem perfekt gegen Wind und Regen schützt. Durch das geringe Gewicht und das geringe Packvolumen, kann man die Jacke also immer dabei haben und ist somit gegen spontane Wetterwechsel auf dem Berg vorbereitet.
Sofort überzeugt hat mich auch der neue Salomon Sense Ride mit GORE-TEX-Ausrüstung. Dabei wurde die neue GORE-TEX 3D fit Footwear Technologie verwendet, bei der die wasserdichte und atmungsaktive Material, wie eine Socke mit dem Mesh des Schuh verbunden wird. Im Gegensatz zu bisherigen Schuhkonstruktionen mit GORE-TEX ist dadurch quasi kein Unterschied im Tragekomfort gegenüber Modellen ohne GORE-TEX mehr spürbar. Aber den Salomon Sense Ride mit GORE-TEX 3D fit stelle ich Euch bald auch noch einmal ausführlich vor. Denn auf der Outdoor-Messe hat GORE-TEX für diese neue Technologie auch den Outdoor Industry Award abgeräumt. Auf den Rücken gab es dazu den Salomon Agile 12 Rucksack mit 2 Softflasks und LEDLENSER hatte uns mit der NEO6R Lauflampe ausgerüstet.
Zum ersten Mal war ich auch mit Trailrunning-Stöcken unterwegs und probierte mich an den Micro Vario Carbon von LEKI. In den nächsten Wochen werde ich noch einiges mehr an Trailrunning-Equipment ausprobieren und vorstellen, bis ich dann mein perfektes Equipment für die 70 Kilometer beim Transalpine RUN2 gefunden habe.
Beim Trainingscamp ging es dann also nach einem Snack schnell rein in das neue Equipment und rauf auf den Berg zu einem ersten kleinen Formtest. Allein der Blick aus dem Fenster unseres gemütlichen Hotels, hatte schon für ordentlich Respekt gesorgt und ich merkte schnell, daß ich meine Flachlandskills komplett neu justieren musste, denn meine Asphaltform- und Pace war in den Bergen nicht viel wert. Und genau deswegen war ich ja zum Camp gekommen. Um zu lernen, wo es hakt und wo ich nachbessern muss.
Gerade die Höhenluft machte mir zu schaffen. Das Berghotel Schlemmer liegt auf über 1.800m und ich wohne und trainiere in Potsdam auf 31m über dem Meeresspiegel. Meine Atmung definierte also von Anfang an das Tempo und schickte auch meine Herzfrequenz in deutlich höhere Zonen als für das langsame Tempo normal gewesen wäre.
Erste Tipps von den Trailrunning-Gurus Philipp Reiter und Daniel Jung, aber auch vom Mentalcoach Hannes Mur. Die wichtigste Erkenntnis für mich war an diesem ersten Tag, ganz genau in mich hineinzuhorchen und auf die Signale zu achten, um am nächsten Tag keinesfalls mit falschem Ehrgeiz gesundheitliche Probleme zu riskieren. Für den Wettkampf muss ich unbedingt einen Weg finden, mich rechtzeitig auf die Höhenluft einzustellen. Über Eure Tipps freue ich mich in den Kommentaren.
Nach knapp einer Stunde hatten wir dann die ersten 400 Höhenmeter auf unserer 8km-Runde eingesammelt und ich war gut mental auf den langen Lauf am nächsten Tag eingestellt. Auch mit dem Equipment hatte ich keine Probleme, so daß ich mich entschloß mit den neuen Schuhen auch auf die große Runde zu starten.
Zurück im Hotel erwartete uns dann ein leckeres Barbecue, nach dem langen Anreisetag und der Luftumstellung eine schöne Gelegenheit Kalorien und Kraft zu tanken für den nächsten Tag.
Am nächsten Tag startete ich dann auch zum ersten mal mit den Trailrunning-Stöcken und Philipp Reiter und Daniel Jung gaben uns am Hang hinter dem Hotel eine kleine Trainingseinheit zu den verschiedenen Einsatztechniken für die Stöcke. Da ich früher viel als Langläufer unterwegs war, kam mir Vieles schon bekannt vor und ich kam schnell sehr gut mit den Stöcken zurecht. Gerade bei den steilen Anstiegen, wo mir als Flachlandläufer sowohl noch die Kraft, aber auch die Luft fehlen, haben sich die Stöcke als echte Lebensretter erwiesen, da man seine Beine damit toll unterstützen kann.
Auch zur Lauftechnik gab es auf der großen Runde viele nützliche Tipps, von denen Ihr einige in meinem IGTV-Channel findet. Gerade beim Bergablaufen haben ja viele Läufer Probleme. Wenn man versucht, auch bergab auf dem Vorderfuß zu laufen, mit dem ganzen Körper zu bremsen und sich geschickt mit den Armen ausbalanciert, kann man viel Energie sparen und die Muskulatur entlasten. Aber gerade die Vorderfußtechnik auch beim langsameren Tempo bergab zu laufen, ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Wobei man aber auch sofort den Effekt spürt, da die Energie viel besser abgefedert wird und man auch stabiler landet und mehr Kontrolle über den Fuß hat.
Die Umstellung auf die Höhenluft machte mir auch am zweiten Tag noch zu schaffen, obwohl ich die moderaten Anstiege mit angepasstem Tempo flüssig laufen konnte. Meine Grenzen und Trainingsaufgaben lernte ich dann aber bei Kilometer 14 kennen, wo es über 2 Kilometer mehr als 500 Höhenmeter zu überwinden galt und muskulär nicht ausreichend ausgebildete Bereiche meines Körpers angesprochen wurden. Ich weiss nicht, wie ich diese steilen Anstiege ohne die Stöcke hinaufgekommen wäre. Aber in der Ruhe liegt die Kraft und so erreichte ich letztlich auch nach etwa zweieinhalb Stunden den höchsten Punkt der Tour auf über 2.500m. Danach ging es dann weiter in Richtung Tal und zu einem Zwischenstopp auf einer Almhütte, wo wir uns bei einer deftigen Portion Pasta stärkten und den Rest der Tour für ein paar Experiemente mit Mentalcoach Hannes Mur nutzten.
Gerade mir als Mr. Dauerfeuer, der immer unter Strom steht, viel es schwer, mich auf die Experimente einzulassen. Aber es war trotzdem ein sehr schönes Erlebnis, barfuß durch die Almwiesen zu spazieren und anzuhalten, um sich nur auf den Moment zu fokussieren und den Wind, den Boden, die Gerüche und die Sonne zu spüren. Ingesamt 23 Kilometer und 1.255 Höhenmeter kamen an diesem Tag zusammen und auch wichtige Erkenntnisse für das weitere Training und den Wettkampf. Das Wichtigste war, daß ich wusste, daß ich den Transalpine RUN2 bewältigen kann, wenn ich auf meine Atmung und meinen Körper höre und es nicht zu agressiv angehen lasse. Neben der Höhenluft waren die steilen Anstiege die größte Herausforderung für mich, weshalb Treppenläufe und Bergsprints jetzt meinen Trainingsplan bereichern.
Während des Abendessens holten wir uns dann weitere Insights von Daniel Jung und es war toll, wie man mit jedem Wort seine Begeisterung für das Berglaufen spüren konnte. Es macht einfach Spaß, wenn man Leute trifft, die lieben, was sie tun. Denn diese Liebe verschiebt die Grenzen.
Aber zu lange ließen wir den Abend nicht ausufern, denn am nächsten Morgen stand das eigentliche Highlight auf dem Programm. Um 3:00 Uhr am Morgen klingelte der Wecker und pünktlich um 3:30 Uhr liefen wir los, nüchtern und mit einem noch auf Schlaf programmierten Körper. Aber wir hatten ein Ziel und glücklicher Weise erwachte mein Körper dann doch relativ zügig und trug mich weiter dem Ziel entgegen: Den Sonnenaufgang auf dem Berggipfel erleben!
Oben angekommen gab es dann eine ganz besondere Stimmung, die mich tief beeindruckte. Die Berge zeigten Ihre harte, schroffe Seite und waren gleichzeitig wunderschön. Es herrschte eine unglaubliche Stille und ein eiskalter Wind pfiff über den Großen Gabler. Aber ein ganz besonderes Licht strahlte die Berge an und nach einiger Zeit bekamen wir dann auch die ersten rosa Wolken zu sehen. Ein wirklich einmaliges Erlebnis!
Da uns allen ordentlich kalt war, entschieden wir uns dann für den möglichst schnellen und direkten Weg ins Tal und zeigten, was wir zum Thema Bergablaufen in den letzten Tagen gelernt hatten. Zurück im Hotel nahmen wir noch schnell eine Mütze Schlaf und starteten dann den Tag ein zweites Mal um 8.00 Uhr bei einem ausgiebigen Frühstück.
Ganz überwältigt von den vielen Eindrücken und dem vielen Gelernten, machten wir uns dann auf den Weg zurück in Richtung München und legten noch einen kleinen Entspannungsstopp am Tegernsee ein, um uns zünftig bei einer Brotzeit im Biergarten für den Rückflug zu stärken.
Bis zum Transalpine RUN2 gibt es noch Einiges zu tun, aber das Trainingscamp war ein toller, erster Schritt auf meiner Reise. Und der zweite Schritt folgt in Kürze beim ersten Trailbloggercamp.
Bilder:
©wisthaler.com for GORE
©PhilippReiter for GORE
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